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Seine Berufung auf Gott hin finden und sie in Liebe leben

Diesen Samstag wird im Kapuzinerkloster Wesemlin in Luzern gefeiert. Bruder Pascal Mettler wird die Feierliche Profess ablegen. Wie kommt ein junger Mann dazu, in einen Orden einzutreten, der in Europa schrumpft?

Pascal Mettler wuchs in der Nähe der Stadt St. Gallen auf und absolvierte zunächst eine Lehre als Bäcker-Konditor. Anschliessend studierte er Theologie in Chur und Münster (D). Zurzeit arbeitet er in mehreren Pfarreien im luzernischen Entlebuch als Seelsorger in der Berufseinführung.

Im Kloster Wesemlin ist er für den Dienst in der Küche eingeteilt sowie in der Suppenstube (freies Mittagessen für Randständige) und an der Pforte. Wenn er Zeit findet, liest er gerne.

Sie werden am Samstag die Feierliche Profess ablegen. Wie geht es Ihnen?
Mein Befinden ist zwiespältig. Einerseits bin ich sehr aufgeregt, andererseits bin ich in freudigerErwartung. Zudem habe ich auch grossen Respekt vor der Profess. Mit Gottes Hilfe möge alles zum Guten gereichen!

Ordensberufungen sind seltener geworden und werden in der Gesellschaft nicht gross thematisiert. Wie kommt es, dass ein junger Mann wie Sie einem Orden beitritt?
Meine innere Überzeugung ist gewachsen, dass Gott mir in dieser Berufung meinen Weg zeigt. Das war bei Weitem nicht auf Knall und Fall, sondern ist über Jahre gewachsen. Ein ganz entscheidender Punkt ist sicher auch, dass ich vor meinem Eintritt freundschaftliche Beziehungen zu Kapuzinern hatte. Ob es viele oder wenige Berufungen gibt, ist eine Frage der Anschauung. Viel wichtiger ist die Frage, ob der Einzelne seine Berufung auf Gott hin findet und diese in Liebe lebt.

Haben Sie sich bewusst für den Orden der Kapuziner entschieden oder fühlten Sie sich «einfach» dahin gerufen?
Beides – würde ich sagen. Ich spüre eine Berufung, für die ich mich auch bewusst entschieden habe.

Sie sind einer der wenigen jüngeren Kapuziner in Europa. Machen Sie sich Gedanken über die Zukunft? Oder überlassen Sie alles der Vorsehung Gottes?
Auch hier gilt sowohl als auch. Der heilige Franziskus liess sich immer wieder neu auf die Erfahrung Gottes ein und Gott hat ihm gezeigt, was in der konkreten Situation angezeigt war. Gleichzeitig hatte sich Franziskus auch sehr stark damit auseinandergesetzt, wie seine Brüdergemeinschaft und – in Verbundenheit mit der heiligen Klara – die franziskanischen Schwestern leben können. Es ist, wie es ist und dies anzunehmen ist eine Herausforderung, gleichzeitig aber auch evangeliumsgemäss. Gott schaut!

Sie waren für ein paar Monate auch in Afrika. Wie erlebten Sie die Kirche (den Orden) dort?
In Afrika ist das kirchliche Leben viel unmittelbarer. Die Kirche dort lebt stark davon, dass sich die Leute direkt für die Anliegen der Pfarrei und der Ortskirche engagieren. Dort gibt es z.B. keine staatskirchenrechtlichen Strukturen. Daher sind Klerus, Ordensleute und das Volk vielmehr ökonomisch aufeinander angewiesen, was die Gemeinschaft fördert.

Aber das Leben in Afrika wird ebenfalls durch die sich schnell wandelnde Welt einer grossen Veränderung unterworfen. Dies wirkt sich auch in Afrika auf die Weitergabe der politischen, kulturellen und kirchlichen Traditionen aus. Was wieder neue Fragen für Kirche und Orden aufwerfen wird.

Was können die Frauen und Männer des geweihten Lebens zur Neuevangelisierung beitragen?
Das ist eine sehr schwierige Frage. Eventuell: Die Freude am Leben mit Gott auf dieser Erde im Herzen bewahren, die dann ausstrahlt. Zum Beispiel denk ich an den Umgang mit der menschlichen Begrenztheit. Aus unseren Konstitutionen fällt mir dazu ein Zitat ein.

«Wir wollen uns gegenseitig so lieben, wie Christus uns geliebt hat. Deshalb lassen wir einen Bruder, der sich in einer Krise befindet, nicht im Stich, sondern stehen ihm hilfreich zur Seite. Und wenn er gefallen ist, wollen wir nicht seine Richter sein, sondern wahre Brüder und ihn noch mehr lieben. Denn wir sollen bedenken, dass ein jeder von uns in noch schlimmere Situationen geriete, wenn der Herr in seiner Güte ihn nicht davor bewahrte.»[1]

In der Weise könnten noch viel mehr gesellschaftlichen Fragen mit dem Blick aus dem Evangelium angegangen werden.

Was wünschen Sie sich von der Kirche?
Dass sie ihren Auftrag zur reichen Fülle des Lebens für alle immer besser wahrnehmen kann.

Bruder Pascal Mettler feiert am Samstag, 20. Mai seine Feierliche Profess um 10.00 Uhr in der Kapuzinerkirche Maria auf dem Wesemlin (Wesemlinstrasse 42, 6006 Luzern).
Der Festgottesdienst ist öffentlich.

 

[1] Konstitutionen  der Minderen Brüder Kapuziner Nr. 116, Übersetzung ins Deutsche 2015.