Gemeinsames Essen im Schneckentempo
Schon länger wünschten die Brüder, den Begriff «Schneckenessen» nicht mehr zu gebrauchen, weil diese alte Tradition schon lange nicht mehr zeitgemäss ist. Die Weinbergschnecken sind geschützte Tiere und wir Kapuziner wollten damals das Verbot nicht übergehen, indem wir die Schnecken aus dem Ausland importierten.
Also nicht beim Schneckenessen, aber bei einem schmackhaften Mahl erlebten wir Kapuziner frohe Gemeinschaft mit unseren Gästen. Während des ganzen Essens war spürbar, dass die Gäste und die Klostergemeinschaft einander mögen. Der Guardian, Br. George begrüsste die Gäste mit launigen Worten. Die Gäste seien zwar nicht zum Schneckenessen eigeladen, wohl aber zu einem gemütlichen Zusammensein, das wir in der Schneckentempo miteinander geniessen dürfen.
Br. George informierte über Neuigkeiten im Kloster, orientierte über unsere Tätigkeiten und erwähnte humorvoll jeden der Gäste mit konkreten Ereignissen im vergangenen Jahr. Der Regierungspräsident Reto Wyss verdanke das Zusammensein im Namen des Regierungsrates. Zwischen dampfenden Tellern und lebhaften Gesprächen entfaltete sich eine Atmosphäre spürbarer Verbundenheit.
Die Atmosphäre war von gegenseitiger Wertschätzung geprägt. Nach dem Essen führte Br. Raphael die Gäste durch die historische Bibliothek. Nach dem Kaffee und dem Dessert verabschiedeten wir die sympathischen Gäste, die wieder an ihre Arbeit im Stadthaus zurückkehren mussten.
Was bleibt, ist die Gewissheit: Manchmal braucht es keine Schnecken, um eine Tradition lebendig zu halten. Es sind die Menschen und ihre Begegnungen, die den wahren Geschmack der Zeit ausmachen.
- Bruder Josef Bründler